Statement zur Veranstaltung mit Oliver Vrankovic

 



Statement zur Veranstaltung mit  Oliver Vrankovic

 

Im September hab' ich vor der Roten Flora noch Klavier gespielt

Siebentausend Antifas machen ein'n auf Wir-Gefühl

Trän'n fließen bei dem Lied „Mein Vater wird gesucht“

Und ein'n Monat später waren alle seltsam ruhig

(Antilopen Gang, Oktober in Europa)

 

Am vergangenen Mittwoch, fünf Tage vor der geplanten Veranstaltung mit Oliver Vrankovic, hat uns das Flora-Plenum unerwartet die dafür vorgesehenen Räumlichkeiten entzogen. Wie die Flora in ihrem Statement begründete, ging es hierbei um Postings des Referenten, die von Seiten der Flora als „menschenverachtend“ eingestuft wurden, was allerdings inhaltlich nicht weiter ausgeführt wurde. 

 

Mit dieser Entscheidung verhindern die vertretenen Flora-Gruppen jeglichen Diskurs. Sie formulieren keine genuine Kritik, sondern beschränken sich darauf, reflexhaft auf (by the way: gelöschte) Bilder zu reagieren. Einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Referenten, die darüber hinausgehen würde, verweigern sie sich.

 

Mit dieser Aktion sollte eine israelische, antisemitismuskritische Stimme zum Schweigen gebracht werden. Das ist besonders zu bedauern, da unsere Veranstaltung „Israel seit dem 7. Oktober“ einen Blick auf die vom Terror der Hamas betroffene israelische Gesellschaft werfen möchte und damit eine Perspektive auf den Konflikt eröffnen will, die bisher wenig bis gar keine Repräsentation im öffentlichen und insbesondere im linken Diskurs eingenommen hat. Diese Perspektive wurde nun aus der Flora verbannt – von einem Ort, an dem sie offenbar dringend notwendig wäre.

 

Die handelnden Gruppen haben mit der Absage dem Druck der erstarkenden antizionistischen Agitatoren nachgegeben. Wir verstehen dies auch als eine Entsolidarisierung mit den vom antisemitischen Terror betroffenen Israelis. 

 

In Zeiten, in denen Jüdinnen und Juden nirgends mehr sicher sein können, in denen die Stimmung gegen Israel als weltweit einzigem jüdischen Schutzraum immer weiter kippt, in denen die Bedrohung insbesondere durch Staaten wie die Islamische Republik Iran immer größer wird, in Zeiten, in denen es ausgerechnet Linke sind, die als eine antisemitische Avantgarde gegen den einzigen jüdischen Staat hetzen und die Liste der Feinde Israels immer länger wird, kurzum: In Zeiten, in denen der Antisemitismus wieder mehrheitsfähig ist, darf das eigene politische Handeln nicht darauf ausgelegt sein, von möglichst vielen Menschen gemocht zu werden.

 

Die Diffamierungskampagne gegen Vrankovic lehnen wir entschieden ab. Die Bezeichnung „menschenverachtend“ wird hier leichtfertig eingesetzt und relativiert die Bedeutung des Wortes.

 

Dieses opportunistische, unsolidarische Verhalten ist für uns keine Überraschung. Enttäuscht über die kurzfristige Absage für eine bereits lange feststehende Veranstaltung sind wir trotzdem. Die betreffenden Gruppen fordern wir auf, sich deutlich zu positionieren.

 

Hamburger Initiative gegen Antisemitismus,

14. April 2024

 

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