Kampnagel in Hamburg: How low can you go? Bericht einer Intervention zum Auftritt von Zamzam Ibrahim


Kampnagel hat die Auftritte der islamistischen Aktivistin Zamzam Ibrahim durchgezogen. Nach ihrer Eröffnungsrede des Klimagipfels, die Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard online abhalten ließ, um sie vor unserem Protest zu schützen – und vielleicht auch sich selbst vor weiteren direkten antisemitischen Ausfällen Ibrahims –, wurde Ibrahim zu dem von ihr mitgeleiteten Workshop „BIPoC Climate Reflection Space“ am Samstag, 27. Januar gleichfalls digital zugeschaltet. 

Auf der Kampnagel-Webseite war diese Veranstaltung als „ausverkauft“ angezeigt, vor Ort wurden wir jedoch zu dritt in die Veranstaltung hineingelassen – vielleicht lag's an unseren eigens angelegten Hijabs? In die gehüllt wurden wir seitens Kampnagel mit Freude begrüßt, offenbar passten wir so als Vertreter:innen des „globalen Südens“ perfekt zur Ideologie. Außer uns waren noch fünf andere Workshopteilnehmer:innen im Raum. „Ausverkauft“? Well. 

Als wir uns vorstellen sollten, ließen wir unsere Hijabs fallen und entblößten die Worte „Woman, Life, Freedom“ auf unseren Körpern. „Woman, Life, Freedom“: der Slogan, mit dem die Menschen im Iran seit mittlerweile fast anderthalb Jahren tagtäglich auf den Straßen Teherans und anderer Städte ihr Leben riskieren. 

Wir konfrontierten Zamzam Ibrahim damit, dass sie dem iranischen Auslandssender Press TV – der dem Mullah-Regime direkt unterstellt ist – ein Interview gegeben hat, ohne Freiheit für iranische Klimaaktivist:innen zu fordern, die gemeinsam mit tausenden anderen Menschen unschuldig in iranischen Gefängnissen eingesperrt sind, bedroht von Folter und Todesurteilen. Die Antwort der israelfeindlichen Aktivistin Zamzam Ibrahim hierauf: Sie habe nicht gewusst, was oder wer Press TV ist, und sei „nur“ dort gewesen, um sich gegen den „Genozid an den Palästinenser:innen“ einzusetzen. „Wir“ sollten uns doch nicht „vom System“ spalten lassen. Unsere Intervention war wohl zu viel für die von Kampnagel gebuchte Antisemitin, sie klinkte sich daraufhin aus der Videokonferenz aus. 

Ein „Safer Space for BIPoC“ sollte dieser Workshop sein. Wir können nur feststellen: Kampnagel ist mit der vorgelegten inhaltlichen Ausrichtung leider kein safe space für Migrant:innen, ist es nicht für Exiliraner:innen wie uns, auch keiner für Exmuslim:innen, Jüdinnen und Juden sowie Israel:innen. 

Der Hamburger Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel hatte die Einladung von Zamzam Ibrahim im Vorfeld ausführlich kritisiert. Warum änderte Kampnagel nicht sein Programm? Wir wollen keine Islamist:innen in Hamburger Kulturveranstaltungen sehen, schon gar nicht in solchen, die sich selbst als weltoffen und antirassistisch verstehen. Wir können nur feststellen: Kampnagel ist nicht antirassistisch. In den Augen der Programmverantwortlichen dort heißt „globaler Süden“, Islamist:innen einzuladen und diese vor inhaltlichem Widerspruch und Protest zu schützen. 

Kampnagel muss sich dringend mit Antisemitismus auseinandersetzen. Das folgenlose Weiter-so von Kampnagel nach den vom Antisemitismusbeauftragten der Stadt vorgebrachten Argumenten gegen den Auftritt zeugt von Ignoranz und dem Willen, antisemitische Tendenzen in der Gesellschaft zu akzeptieren und voranzutreiben. 

Hamburger Initiative gegen Antisemitismus, 6. Februar 2024

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